Warum Stationenlernen mit drei Differenzierungsstufen?
In meinem Unterricht setze ich Stationenlernen seit Jahren ein, weil es flexibel, schülerzentriert und gut zu differenzieren ist. Besonders bewährt hat sich eine klare Struktur mit drei Differenzierungsstufen: Basis, Anspruch und Herausforderung. Diese Stufen ermöglichen, dass alle Schülerinnen und Schüler an denselben Themen arbeiten können, aber auf unterschiedlichen Anforderungsniveaus. So bleibt die Unterrichtsorganisation übersichtlich, und ich kann gezielt fördern, ohne einzelne SuS zu stigmatisieren.
Grundprinzipien, die ich immer befolge
Bevor ich eine Stunde plane, kläre ich drei Dinge für mich:
Diese Fragen helfen mir, sinnvolle Aufgaben für die drei Stufen zu entwickeln und die Arbeitszeit realistisch einzuschätzen.
Beispielthema: "Das Erzählen – Erzählperspektive und Figurenhandlung" (3.–4. Klasse / Sek I leicht adaptierbar)
Ich beschreibe hier eine exemplarische Stunde mit vier Stationen. Jede Station bietet Aufgaben auf drei Niveaus: Stufe A (Basis), Stufe B (Erweitert), Stufe C (Herausforderung). Die Auswahl kann durch die SuS selbst oder durch meine Empfehlung erfolgen.
Stationenübersicht und Materialien
| Station | Inhalt | Materialien |
| Station 1 | Erzählperspektive erkennen | Kurztexte, Markerstifte, Aufgabenblätter |
| Station 2 | Figurenhandeln analysieren | Illustrationen, Karten mit Fragen, Arbeitsblatt |
| Station 3 | Eigene Erzählszene schreiben | Schreibheft, Wörterlisten, Tablet optional |
| Station 4 | Peer-Feedback & Reflexion | Feedbackbögen, Timer, Bewertungsraster |
Beispielaufgaben pro Differenzierungsstufe
Ich formuliere die Aufgaben so, dass sie auf einem gemeinsamen Konzept aufbauen, aber unterschiedliche kognitive Anforderungen stellen:
Zeitplanung und Ablauf
In der Regel plane ich eine Doppelstunde (90 Minuten) oder zwei aufeinanderfolgende Lektionen. Ein möglicher Ablauf:
| Phasen | Dauer |
| Einstieg & Lernziele vorstellen | 10 min |
| Stationenarbeit (rotierende Gruppen) | 60 min (3 × 20 min pro Station) |
| Feedback-Runde / Sammeln der Ergebnisse | 15 min |
| Reflexion & Hausaufgabe | 5 min |
Bei heterogenen Gruppen passe ich die Arbeitszeiten oder die Anzahl Stationen an. Manche Gruppen brauchen mehr Zeit an einer Schreibstation, andere weniger.
Organisation im Klassenzimmer
Ich achte auf klare Kennzeichnungen: Jede Station hat ein Schild mit Nummer, kurzer Anleitung und Zeitvorgabe. Die drei Differenzierungsstufen sind farblich markiert (z. B. grün = A, blau = B, rot = C). Das hilft den SuS, schnell zu entscheiden und vermindert Nachfragen.
Für die Gruppeneinteilung nutze ich verschiedene Modelle: feste Stammgruppen, die sich nach Kompetenzen zusammensetzen, oder flexible Gruppen, die anhand eines kurzen Selbsttests zur Wahl der Stufe kommen. Beide Varianten haben ihren Platz – bei neuen Themen bevorzuge ich fixe Gruppen, bei längeren Projekten lasse ich die SuS mehr Wahlfreiheit.
Digital vs. Analog – was wofür?
Ich kombiniere beides: Analoge Materialien eignen sich besonders für kreatives Schreiben und für schnelle Markierungen. Digitale Tools (z. B. Padlet, Google Docs, LearningApps) nutze ich, wenn ich kollaboratives Arbeiten oder schnelle formative Rückmeldungen möchte. Bei Station 3 können Tablets z. B. Schreibanregungen anzeigen oder Wörterbücher integrieren. Wichtig ist, vorher Technik und Zugang zu prüfen — nichts ist frustrierender als eine geplante digitale Station, die aus technischen Gründen ausfällt.
Formative Bewertung und Feedback
Statt einer summativen Note setze ich auf formatives Feedback. An jeder Station gibt es ein kurzes Feedback-Element:
Diese Rückmeldungen verwende ich, um gezielte Förderangebote in der nächsten Stunde zu planen.
Materialvorbereitung und Differenzierungsvorlagen
Für effiziente Vorbereitung habe ich auf meiner Plattform Vorlagen, die ich immer wieder anpasse: Aufgabenblätter in drei Schwierigkeitsgraden, Checklisten für Peer-Feedback, Bewertungsraster und Zeitpläne. Ein Tipp: Erstelle ein Set von Musteraufgaben für jede Stufe, das du in verschiedenen Themen wiederverwenden kannst. Das spart Zeit und sorgt für Kontinuität.
Reflexionsfragen für die eigene Praxis
Zum Abschluss gebe ich mir und Ihnen gern diese Reflexionsfragen mit:
Diese Fragen nutze ich, um meine nächste Stationenstunde gezielter vorzubereiten.
Praxisbeispiel kurz zusammengefasst
Letzte Woche habe ich das Thema "Erzählperspektive" mit einer 4. Klasse durchgeführt. Die meisten Gruppen arbeiteten sehr konzentriert an Station 3 (Schreiben), weil sie die freie Wahl hatten, wie ausführlich sie schreiben wollten. Eine Gruppe entschied sich für Stufe C und verfasste eine Szene mit innerem Monolog – das hat zu sehr guten Diskussionen beim anschließenden Peer-Feedback geführt. Schwächere Lernende schätzten die klaren, kurzen Aufgaben in Stufe A und waren stolz, ihre Texte zu präsentieren. Das zeigt: Mit einer durchdachten Dreistufigkeit lässt sich sowohl Motivation als auch Kompetenzentwicklung fördern.