Warum ein zweiwöchiges, fächerübergreifendes Projekt?

Ich setze immer wieder kurzzeitige Projekte ein, wenn der Stundenplan eng ist oder wenn ich motivierende, schülerzentrierte Lernphasen mit begrenzter Dauer anbieten möchte. Zwei Wochen sind ideal: kurz genug, um fokussiert zu bleiben, lang genug, damit echte Produktarbeit entsteht. Ein fächerübergreifendes Projekt fördert zudem transferfähiges Denken — die Schülerinnen und Schüler sehen, wie Kompetenzen aus verschiedenen Fächern zusammenwirken.

Meine Prinzipien für Projekte mit limitiertem Zeitrahmen

Wenn die Zeit knapp ist, achte ich besonders auf drei Dinge:

  • Klare, erreichbare Ziele: Lieber wenige, gut formulierte Lernziele als viele vage Absichten.
  • Strikte Zeitstruktur: Jede Doppelstunde hat eine klare Funktion (Input, Vertiefung, Produktion, Präsentation).
  • Rollen- und Arbeitsteilung: Schülerinnen und Schüler bekommen klare Rollen (Recherche, Gestaltung, Präsentation, Dokumentation), das spart Abstimmungszeit.
  • Rahmenbedingungen und Zielgruppe

    Diese Vorlage habe ich für Sekundarstufe I (Klassen 7–9) entwickelt, sie lässt sich aber leicht an jüngere oder ältere Gruppen anpassen. Dauer: zwei Wochen (ca. 8–10 Unterrichtseinheiten à 45–90 Minuten, je nach Stundenplan). Fächer: Deutsch, Geografie/Geschichte, Naturwissenschaften/Mathematik, Kunst/Medien — modular kombinierbar.

    Themavorschläge (schnell einsetzbar)

  • Stadt der Zukunft — Infrastruktur, Nachhaltigkeit, soziales Leben.
  • Klima in meiner Region — lokale Daten, Ursachen, Handlungsoptionen.
  • Digitale Kommunikationskampagne — Medienkompetenz, Sprache, Design.
  • Historischer Spaziergang — Recherche, Storytelling, Karte/Audio-Guide.
  • Überblick: Zwei-Wochen-Ablauf (Template)

    Unten findest du eine kompakte Zeitplanung, die ich in der Praxis oft anwende. Du kannst sie direkt übernehmen oder kleine Anpassungen vornehmen.

    Tag / Stunde Ziel / Inhalt Aufgaben / Methode
    Tag 1 — Einstieg Projektvorstellung, Gruppenbildung, Rollenverteilung Impulse, Brainstorming, Speed-Dating zur Gruppenauswahl
    Tag 2 — Recherche & Planung Fragestellungen präzisieren, Recherche starten Recherche-Stationen, Internet, Bibliothek, Dokumentationsblatt
    Tag 3 — Fachinput Fachspezifische Inhalte (z. B. Klimadaten, Textanalyse) Kurzinput, Expertenvideo, Arbeitsaufträge
    Tag 4 — Produktion I Erste Produktphase (Skizzen, Rohtext, Experimentaufbau) Werkstattarbeit, Peer-Feedback
    Tag 5 — Produktion II Feinarbeit, Mediengestaltung Canva, iPad, Kameras, Tonaufnahme
    Tag 6 — Probe & Überarbeitung Probepräsentationen, Feedbackrunden Rubrikenbasiertes Feedback, Checkliste
    Tag 7 — Präsentation Öffentliche Präsentation / Ausstellung Live-Präsentation, Ausstellung, Blogpost
    Tag 8 — Reflexion & Bewertung Selbst- und Fremdbewertung, Lernreflexion Reflexionsbogen, Portfolio, Lerntagebuch

    Konkrete Vorlagen, die ich einsetze

    Damit alles reibungslos läuft, stelle ich meinen Klassen immer dieselben Vorlagen zur Verfügung:

  • Projektauftrag (1/2 Seite): Thema, Ziel, Ergebnisformat, Bewertungskriterien.
  • Rollenbeschreibung: Aufgaben für z. B. Koordinator/in, Forscher/in, Designer/in, Redakteur/in.
  • Rechercheblatt: Leitfragen, Quellencheck, Zitationsnotizen.
  • Produkt-Checkliste: Must-haves, optionales Plus, technische Hinweise.
  • Feedback-Rubrik: Drei Kriterien (Inhalt, Sprache/Methodik, Präsentation) mit Skala.
  • Beispiel: Projektauftrag «Stadt der Zukunft» (Kurzform)

    Auftrag: Entwerft in Gruppen eine Präsentation (Plakat, Kurzvideo oder digitale Präsentation), die eure Vision einer nachhaltigen Stadt in 20 Jahren zeigt. Berücksichtigt Energie, Mobilität, Wohnen, soziale Aspekte.

  • Ergebnisformate: Plakat (A1), Kurzvideo (2–3 Min., z. B. mit Clips aus PowerPoint/Canva/Smartphone), interaktive Karte (Padlet/Google MyMaps).
  • Bewertung: Inhaltliche Tiefe (40%), Kreativität & Gestaltung (30%), Präsentation & Teamarbeit (30%).
  • Methodische Tipps für kurze Projekte

    Aus Erfahrung funktionieren diese Methoden besonders gut, wenn die Zeit knapp ist:

  • Timeboxing: Jede Aufgabe bekommt eine feste Zeit — z. B. 20 Minuten für Ideenfindung, 40 Minuten für Grobentwurf.
  • Checkpoints: Kurze Zwischenabgaben (z. B. ein One-Pager oder eine Mindmap) sorgen dafür, dass Gruppen nicht entgleisen.
  • Peer-Feedback nach klarer Struktur: Zwei positive Aspekte + ein konkreter Verbesserungsvorschlag.
  • Technik-Sparpläne: Nutze einfache Tools: Canva für visuelles Material, Padlet für Sammelarbeiten, Google Slides für gemeinsame Präsentationen.
  • Bewertung in kurzer Zeit

    Bewertung darf bei kurzen Projekten nicht in Administrationsaufwand ausarten. Ich arbeite gerne mit einer Kombination aus:

  • Rubriken-Bewertung (kurz, 3–4 Kriterien)
  • Selbsteinschätzung der Lernenden (Kurzbogen)
  • Peer-Bewertung (je 1–2 Punkte zu Teamarbeit und Beitrag)
  • So lässt sich eine faire Note mit geringem Korrekturaufwand berechnen — und die Schülerinnen und Schüler sind in den Prozess eingebunden.

    Praxisbeispiel: Ein Tag im Projekt (Stunde 3 — Fachinput und Experiment)

    Ich beginne mit einem 10-minütigen Impuls, zeige ein kurzes Video (z. B. SRF/ARD-Dokumentation oder ein YouTube-Clip), dann folgt eine kurze Demo oder ein Mini-Experiment (20 Minuten). Die Gruppen erhalten daraufhin einen klaren Arbeitsauftrag: „Formuliert drei Hypothesen, die ihr bis zur nächsten Stunde überprüfen wollt.“ Am Ende sammeln wir die Hypothesen in Google Docs. Diese Struktur schafft Fokus und schnelle Ergebnisse.

    Materialien & Technik: Was lohnt sich?

    Investiere lieber in wenige, robuste Tools als in viele Spezialprogramme. In meinen Projekten haben sich bewährt:

  • Ein verlässliches Cloud-Tool (Google Workspace oder Microsoft 365) für Zusammenarbeit.
  • Canva oder PowerPoint für grafische Produktion.
  • Smartphones/Tablets für Foto- und Videoaufnahmen.
  • Eine einfache Bewertungsrubrik als PDF, die die Schülerinnen und Schüler ausfüllen können.
  • Tipps für knifflige Situationen

    Wenn eine Gruppe nicht vorankommt, greife ich mit kurzen, konkreten Interventionen ein: eine Mini-Mentoring-Sitzung (10 Minuten), klare nächste Schritte aufschreiben, oder Aufgaben neu verteilen. Bei zu hoher Heterogenität nutze ich differenzierte Erfolgskriterien — z. B. «Basis», «Erwartung», «Challenge» — damit jede Schülerin/jeder Schüler auf ihrem/seinem Niveau zeigen kann, was gelernt wurde.

    Weiterarbeit und langfristiger Nutzen

    Auch nach Abschluss des Projekts lohnt sich die Dokumentation: Ein Blogbeitrag auf unserer Schulwebsite, eine digitale Ausstellung auf Padlet oder eine kleine Broschüre. So wird die Arbeit sinnvoll sichtbar und die Lernprodukte bekommen eine zweite Wirkungsstufe.

    Wenn du möchtest, schicke ich dir die Vorlagen (Projektauftrag, Rollenbeschreibungen, Rubriken) als anpassbare Word-/Google-Docs-Dateien — schreibe mir kurz, welche Altersstufe und welches Thema dich interessiert.