Als Lehrerin habe ich über die letzten Jahre immer wieder erlebt, wie unsicher viele Schülerinnen und Schüler vor mündlichen Präsentationen sind — und wie schnell sich das mit gezieltem Training verändern lässt. In diesem Beitrag teile ich meinen erprobten Aufbau für Präsentationen im Unterricht sowie eine Kriterienschablone, die ich direkt im Unterricht einsetzen kann. Die Vorlagen sind praxisnah, adaptierbar und sollen Lehrpersonen Zeit sparen.

Warum Präsentationen systematisch trainieren?

Bei Präsentationen geht es nicht nur um Fachwissen, sondern um eine ganze Reihe von Kompetenzen: Strukturieren, Visualisieren, Sprechen vor Publikum, Zeitmanagement und Umgang mit Lampenfieber. Wenn ich Präsentationen regelmäßig und gezielt übe, sehe ich bei Schülerinnen und Schülern mehr Selbstvertrauen, klarere Sprache und bessere Lernfortschritte. Zudem bietet das Format großartigen Raum für Differenzierung — von kurzen Impulsreferaten bis hin zu längeren Gruppenprojekten.

Mein Aufbau für die Unterrichtseinheit: Schritt für Schritt

Ich arbeite mit einem modularen Ablauf, den ich je nach Jahrgangsstufe und Zeitkontingent anpasse. Ein typischer Ablauf über drei bis vier Lektionen sieht so aus:

  • Auftrag & Erwartung klären: Thema, Zielpublikum, Zeitrahmen (z. B. 5–7 Minuten), Bewertungsaspekte. Ich lasse die Lernenden die Kriterien anticipieren — das erhöht die Verantwortung.
  • Modelle zeigen: Ich präsentiere zwei kurze Vorzeigebeiträge (einen starken, einen verbesserungswürdigen). Wir analysieren gemeinsam, was gut ist und was fehlt.
  • Struktur & Sprechtraining: Ich erkläre eine einfache Gliederung: Einstieg (Hook), Hauptteil (3–4 Punkte), Schluss (Fazit+Transfer). Dazu kommen Übungen für Stimme, Blickkontakt und Tempo (z. B. Atemübungen, Lesepassagen mit Tempowechsel).
  • Materialarbeit & Visualisierung: Tipps zu Foliengestaltung (weniger Text, grössere Schrift, aussagekräftige Bilder). Ich empfehle Tools wie Google Slides, PowerPoint oder Canva — je nach Klassenstufe auch Poster oder digitale Storytelling-Tools wie Adobe Spark bzw. Book Creator.
  • Probepräsentationen & Peer-Feedback: In Kleingruppen üben die Lernenden zweimal. Ich setze Peer-Feedback-Formulare ein mit 3–4 klaren Kriterien (z. B. Klarheit, Struktur, Ausdruck). Das reduziert Stress und fördert Lerntransfer.
  • Auftritt & Bewertung: Vor der Präsentation gibt es eine kurze Checkliste (Technik, Zeit stoppen, Ausdruck). Die Bewertung basiert auf der Kriterienschablone, die ich unten als Tabelle bereitstelle.
  • Reflexion: Nach den Präsentationen füllt jede Gruppe eine kurze Selbst- und Peer-Evaluation aus: Was ist gut gelungen? Was nehme ich mir für das nächste Mal vor?
  • Praktische Hilfsmittel und Methoden

    Ich kombiniere klassische Methoden mit digitalen Tools:

  • Mini-Workshops: 10–15 Minuten zu Körpersprache, Stimme oder Visualisierung. Ich nutze Videos (z. B. Ted-Ed-Auszüge) als Impuls.
  • Checklisten & Vorlagen: Meine Schülerinnen und Schüler erhalten eine Slide-Vorlage (Titel, 3 Inhaltsfolien, Schlussfolie) und ein Handout mit Redeverläufen.
  • Peer-Feedback-Karten: Kurz, positiv und konkret: "Stärke: … | Tipp: … | Frage: …".
  • Zeitslots & Stoppuhr: Ich benutze Timer (z. B. digitalen Timer, Classroom Timer–Chrome Extension), damit die Lernenden ihr Zeitgefühl entwickeln.
  • Aufnahme & Selbstbeobachtung: Wenn möglich, lasse ich Präsentationen aufzeichnen; anschliessend schauen die Gruppen Ausschnitte an und reflektieren.
  • Tipps gegen Lampenfieber

    Ich arbeite mit fünf einfachen Strategien, die Schülerinnen und Schüler schnell anwenden können:

  • Atemtechnik: 4-4-4-Atmung (einatmen 4, halten 4, ausatmen 4).
  • Mini-Visualisierung: Kurz an einen positiven Moment denken (z. B. ein gelungener Auftritt).
  • Ritual: Ein kleiner Bewegungsimpuls vor dem Start (Schultern lockern, Lächeln).
  • Vorbereitete Eröffnungsfrage: Bereit eine einfache Frage als Einstieg, um das Eis zu brechen.
  • Fehlerfreundlichkeit: Klar kommunizieren, dass kleine Fehler okay sind — das entdramatisiert den Auftritt.
  • Kriterienschablone (Bewertungstabelle)

    Ich nutze eine einfache Rubrik mit vier Hauptkriterien. Jede Stufe ist kurz beschrieben, damit Schülerinnen und Schüler verstehen, worauf es ankommt. Die Tabelle eignet sich für 4 Bewertungsstufen (4 = sehr gut, 3 = gut, 2 = befriedigend, 1 = verbesserungswürdig).

    Kriterium 4 – sehr gut 3 – gut 2 – befriedigend 1 – verbesserungswürdig
    Inhalt & Struktur Klare Gliederung, relevante Informationen, logischer Aufbau und starker Schluss. Gute Struktur, wenige Lücken, sinnvolle Schlussfolgerung. Grundidee erkennbar, aber Lücken oder Sprünge in der Argumentation. Unklare Struktur, viele inhaltliche Lücken, kein Fazit.
    Sprachliche Gestaltung Flüssig, variierte Satzstrukturen, treffende Fachsprache, kaum Fehler. Meist flüssig, angemessene Sprache, wenige Fehler. Einige Unsicherheiten in Wortwahl und Grammatik. Häufige sprachliche Fehler, Verständnisschwierigkeiten.
    Präsentationstechnik Guter Blickkontakt, sicheres Auftreten, angemessenes Sprechtempo. Gutes Auftreten, gelegentlich unsicherer Blickkontakt oder Tempo. Unsicheres Auftreten, wenig Blickkontakt, oft zu schnell/langsam. Sehr unsicher, kaum Blickkontakt, starke Sprecheinschränkungen.
    Medieneinsatz & Visualisierung Folien/Material unterstützen die Aussage, klar und ansprechend gestaltet. Material wirkt zielführend, kleinere Gestaltungsfehler. Material hilfreich, aber teils unübersichtlich oder überladen. Material lenkt ab oder ist unpassend.

    Beurteilungspraxis: Tipps für die Umsetzung

    Ich empfehle, die Bewertungsrubrik vorher mit der Klasse zu besprechen und Beispielbewertungen zu üben. So wissen die Lernenden, worauf sie achten müssen. Bei jüngeren Schülerinnen und Schülern reicht oft eine vereinfachte Version mit drei Kriterien (Inhalt, Sprache, Auftreten).

    Adaptieren für verschiedene Schulstufen

    Die Umsetzung variiert je nach Alter:

  • Unterstufe: Kürzere Zeiten (1–3 Minuten), mehr Unterstützung bei Visualisierung (Vorlagen, Bildkarten), stärkere Lehrerbegleitung beim Feedback.
  • Mittelstufe: Längere Gruppenarbeiten, Einführung von Peer-Feedback-Rollen (Moderator, Zeitnehmer, Feedbackgeber).
  • Oberstufe: Anspruchsvollere Bewertung (Fachdiskurs, Quellenkritik), Einsatz digitaler Medien (Prezi, Videotools), Bewertung kann in Portfolio einfliessen.
  • Wenn Sie möchten, stelle ich gern die Vorlagen (Slide-Vorlage, Peer-Feedback-Karte, Rubrik als editierbares Dokument) zur Verfügung. Schreiben Sie mir eine Nachricht — gemeinsam passe ich die Materialien an Ihre Klasse an.