Als Lehrerin begegnet mir das Thema Elternkommunikation bei Lernschwierigkeiten immer wieder. Oft sind Eltern verunsichert, Lehrpersonen wollen sachlich bleiben und die Kinder stehen mittendrin. In diesem Artikel teile ich erprobte, vorformulierte E-Mails und Gesprächsleitfäden, die ich im Schulalltag verwende. Mein Ziel ist, Ihnen Werkzeuge an die Hand zu geben, die respektvoll, klar und praxisnah sind — damit Gespräche konstruktiv verlaufen und das Kind davon profitiert.

Warum strukturierte Kommunikation wichtig ist

Klare, zeitnahe und wertschätzende Kommunikation verhindert Missverständnisse, baut Vertrauen auf und schafft eine gemeinsame Grundlage für Fördermassnahmen. Wenn ich Eltern anspreche, achte ich bewusst auf drei Dinge: Transparenz (was beobachte ich genau?), Kooperation (Was brauchen wir voneinander?) und Handlungsorientierung (Welche nächsten Schritte schlagen wir vor?).

Grundprinzipien für E‑Mails und Gespräche

Diese Prinzipien befolge ich bei jeder Kontaktaufnahme:

  • Beginnen Sie mit etwas Positivem: Nennen Sie eine Stärke oder eine Entwicklungsressource des Kindes.
  • Beschreiben Sie konkret Beobachtungen, nicht Interpretationen.
  • Schlagen Sie konkrete, kurzfristig umsetzbare Schritte vor.
  • Bleiben Sie offen für die Perspektive der Eltern und fragen Sie nach.
  • Schlagen Sie ein Zeitfenster für ein Gespräch vor (Telefon, Video oder persönlich).
  • Vorformulierte E‑Mails (kopierbereit)

    Hier drei Vorlagen, die ich an unterschiedliche Situationen anpasse. Formulierungen können Sie direkt übernehmen oder leicht individualisieren.

    1. Erste vorsichtige Ansprache — Beobachtungen teilen

    Betreff: Kurzer Austausch zu [Vorname]

    Liebe/r Frau/Herr [Nachname],

    ich hoffe, es geht Ihnen gut. Mir ist in den letzten Wochen aufgefallen, dass [Vorname] beim Lesen/Mathematik/Arbeitsauftrag Schwierigkeiten hat, z. B. [konkrete Beobachtung: z. B. «er/sie überspringt Zeilen», «bleibt häufig an Textstellen hängen»]. Gleichzeitig zeigt [Vorname] Stärken in [nennen].

    Gern würde ich mit Ihnen kurz besprechen, wie wir gemeinsam unterstützen können. Haben Sie Zeit für ein kurzes Telefonat am [Datum] zwischen [Zeitfenster]? Alternativ können wir das Gespräch auch per Zoom führen.

    Herzliche Grüsse
    [Ihr Name], Klasse [Klassenstufe]

    2. Einladung zu einem Fördergespräch mit konkretem Vorschlag

    Betreff: Vorschlag: Fördermassnahmen für [Vorname]

    Liebe/r Frau/Herr [Nachname],

    vielen Dank für unser letztes Gespräch. Ich schlage vor, dass wir folgende Schritte probieren: 1) gezielte Förderlektionen zweimal wöchentlich à 20 Minuten, 2) klare Lese-/Rechenstrategien (z. B. Markieren von Schlüsselwörtern, Rechenschema), 3) kurze Lernziele pro Woche. Ich habe bereits ein erstes Material vorbereitet, das ich in der Klasse einsetzen möchte.

    Wären Sie einverstanden, diese Massnahmen für vier Wochen auszuprobieren? Gerne sende ich Ihnen nach zwei Wochen eine kurze Rückmeldung.

    Beste Grüsse
    [Ihr Name]

    3. Rückmeldung nach Förderphase — positives Feed‑Back und nächste Schritte

    Betreff: Rückmeldung zu den letzten Förderlektionen mit [Vorname]

    Liebe/r Frau/Herr [Nachname],

    die Förderphase ist nun vier Wochen alt. [Vorname] hat Fortschritte gemacht bei [konkrete Aspekte, z. B. «Leseflüssigkeit» oder «Zahlenverständnis»]. Besonders positiv war, dass er/sie [konkretes Verhalten].

    Ich schlage vor, die Massnahmen weiterzuführen/anzupassen: [konkreter Vorschlag]. Wenn Sie möchten, können wir das in einem kurzen Gespräch vertiefen.

    Herzlich, [Ihr Name]

    Gesprächsleitfaden für das Elterngespräch

    Wenn ich ein Elterngespräch führe, arbeite ich mit einem Leitfaden, damit das Gespräch strukturiert und lösungsorientiert bleibt. Hier mein persönlicher Ablauf:

  • Begrüssung & kurze positive Einstimmung (1–2 Minuten)
  • Darstellung der Beobachtungen mit konkreten Beispielen (3–5 Minuten)
  • Elternperspektive einholen: «Wie erleben Sie die Situation zu Hause?» (3–5 Minuten)
  • Gemeinsame Zielvereinbarung: Kurz- und Mittelfristziele (5 Minuten)
  • Konkrete Massnahmen: Wer macht was? (5–7 Minuten)
  • Prüf‑ und Feedbacktermine festlegen (z. B. in 4 Wochen) (2 Minuten)
  • Abschluss mit positiver Verstärkung und Dank (1–2 Minuten)
  • Wichtig: Ich stelle offene Fragen und fasse zwischendurch zusammen («Wenn ich Sie richtig verstehe, …»). So stelle ich sicher, dass alle auf dem gleichen Stand sind.

    Formulierungsbeispiele für heikle Momente

    Manche Gespräche werden emotional. Diese Sätze haben mir oft geholfen:

  • «Mir ist wichtig, dass wir hier gemeinsam eine Lösung finden.»
  • «Das ist eine Beobachtung aus dem Unterricht, keine endgültige Diagnose. Wir schauen, wie wir das Kind unterstützen können.»
  • «Welche Strategien setzen Sie zu Hause bereits ein? Gibt es etwas, das bei Ihnen gut funktioniert?»
  • «Ich schlage vor, das in Etappen zu probieren und dann gemeinsam die Wirkung zu überprüfen.»
  • Checkliste für die Vorbereitung

    Vor dem Gespräch Erledigt
    Konkrete Beispiele und Arbeitsproben sammeln
    Kurzfristige Ziele formulieren (1–4 Wochen)
    Konkrete Fördermaterialien bereitstellen (z. B. Arbeitsblätter, Lesekärtchen)
    Technische Optionen klären (Telefon/Zoom/Präsenz)

    Praktische Materialien und Tools

    Ich nutze gern einfache, bewährte Hilfsmittel:

  • Portfolios oder Lernjournale, damit Eltern den Lernstand sehen können.
  • Kurze Videos (z. B. mit dem Smartphone) zur Demonstration von Strategien.
  • Digitale Tools wie Padlet oder Google Drive, um Materialien zu teilen.
  • Standardisierte Kurztests (nur als Orientierung) — aber bitte sensibel einsetzen.
  • Tipps für die Nachbearbeitung

    Nach dem Gespräch dokumentiere ich kurz die vereinbarten Schritte und sende eine Zusammenfassung per E‑Mail. Das verhindert Missverständnisse und stärkt die Verbindlichkeit. Ebenfalls wichtig: Kurze Rückmeldungen an Eltern auch während der Förderphase — ein zwei Sätze lange Zwischenmeldung wirkt oft motivierend.

    Wenn externe Abklärungen nötig sind

    Manchmal ist eine Abklärung durch Fachpersonen sinnvoll (Logopädie, Heilpädagogik, Psychologie). Ich kläre solche Schritte transparent: Wer stellt den Antrag? Welche Informationen braucht die Fachperson? Ich biete an, Berichte oder Unterrichtsbeobachtungen zu liefern und bleibe in der Koordination aktiv.

    Elternkommunikation bei Lernschwierigkeiten ist keine Standardaufgabe — sie braucht Fingerspitzengefühl, Struktur und Offenheit. Mit vorformulierten Mails und einem klaren Gesprächsleitfaden fühle ich mich als Lehrperson sicherer, und Eltern erhalten die Orientierung, die sie sich wünschen. Wenn Sie möchten, sende ich Ihnen die Vorlagen als Word- oder Google‑Doc‑Datei zu, damit Sie sie direkt anpassen können.