Ordnung im Lehrer:innenalltag erleichtert nicht nur mein eigenes Arbeiten, sondern schafft auch für die Lernenden mehr Struktur und Ruhe. In den letzten zehn Jahren habe ich viele Strategien ausprobiert und kombiniert — einige sind sofort umsetzbar, andere brauchen Gewohnheit. In diesem Beitrag teile ich meine praxiserprobten Ordnungsstrategien für Material, Dokumente und Zeit, die dir helfen sollen, den Schulalltag effizienter und weniger stressig zu gestalten.
Arbeitsmaterial: klare Routinen statt tägliches Chaos
Materialchaos vor der Stunde kostet Zeit und Nerven. Ich habe festgestellt, dass einfache Routinen oft mehr bringen als aufwändige Systeme. Folgende Maßnahmen haben sich bei mir bewährt:
Feste Materialorte: Ich weise jedem häufig genutzten Material (Marker, Scheren, Klammern, Klebestifte) einen festen Platz zu — entweder in beschrifteten Boxen oder in einem Rollwagen. So weiß jede:r sofort, wo etwas zu finden ist.Tagesablauf-Tableau: Ein kleines Whiteboard an der Tür mit den wichtigsten Materialien für den Tag (z. B. "Basteln: Schere + Kleber bereitstellen") spart morgendliche Sucherei.Materialkisten für Aufgaben: Pro Unterrichtseinheit kommt eine beschriftete Kiste mit allen benötigten Materialien. Nach der Stunde wird die Kiste überprüft und wieder eingeräumt. Das vereinfacht den Wechsel zwischen Gruppen und Klassenstufen.Praktische Produkte, die ich gern nutze: stabile Plastikboxen von Ikea (VARIERA) oder die farbigen Ordnungsboxen von Really Useful Boxes. Für die Beschriftung eignen sich beschreibbare Etiketten oder ein Dymo-Beschrifter — das sieht ordentlich aus und ist robust.
Dokumente digital organisieren: weniger Papier, mehr Übersicht
Ich habe den Papierberg nach und nach reduziert, indem ich ein hybrides System aus digitalen Ordnern und klaren Ablagegewohnheiten etabliert habe. Wichtige Prinzipien:
OneDrive/Google Drive als zentrale Ablage: Meine Kursdossiers, Vorlagen und Evaluationsbögen liegen zentral in der Cloud. Ich nutze eine Ordnerstruktur nach Schuljahr -> Klasse -> Fach -> Thema. So finde ich Dokumente schnell wieder — auch vom Smartphone aus.Klare Dateinamen: Statt "Arbeitsblatt1.pdf" verwende ich Dateinamen wie "2025-05_M4_Bruchrechnen_Arbeitsblatt_Lösung". Das spart Zeit beim Suchen.Versionierung: Bei großen Dokumenten speichere ich wichtige Zwischenstände als Versionen (z. B. _v1, _v2 oder Datum). So kann ich jederzeit zu einer früheren Fassung zurück.Scan-App nutzen: Für Notizen aus Besprechungen oder handschriftliche Materialien nutze ich die App "Microsoft Lens" oder "CamScanner". Scans werden direkt als PDF in den passenden Ordner geladen.Ein Tipp: Lege Vorlagenordner an (z. B. "Vorlagen_Arbeitsblatt", "Vorlagen_Evaluation"). So kopiere ich eine Vorlage und passe sie an, statt jedes Mal neu zu formatieren.
Physische Ablage: minimal, aber konsequent
Papier ist nicht völlig wegzudenken — Zeugnisse, unterschriebene Einverständniserklärungen oder gewisse handschriftliche Notizen bleiben physisch. Hier meine Regeln:
Nur das Wesentliche behalten: Einmal pro Monat nehme ich mir 30 Minuten Zeit und sortiere neu. Alles, was veraltet ist, wandert in den Aktenvernichter oder wird eingescannt und digital abgelegt.Farbcodierte Ordner: Jede Klasse hat eine Farbe, jede Art von Dokument (z. B. Elternbriefe, Tests, Notizen) ebenfalls. Farbige Register machen das Auffinden intuitiv.Inbox & Outbox: Auf meinem Schreibtisch gibt es eine "Inbox" für neue Dokumente und eine "Outbox" für Dinge, die noch erledigt oder beantwortet werden müssen. Diese Visualisierung hilft mir, Prioritäten zu setzen.Zeitmanagement: Wochenpläne und realistische Puffer
Zeit ist oft das knappste Gut. Ich arbeite mit festen Bausteinen, Wochenplänen und Pufferzeiten:
Wochenplan statt To-do-Liste: Am Montagmorgen plane ich die Woche in groben Zügen — Unterrichtseinheiten, Korrekturen, Elternkontakte. Das gibt mir Orientierung statt ständiger Reaktion auf das Nötigste.Pufferblocks einplanen: Pro Schultag reserviere ich 30–45 Minuten als Puffer für unerwartete Aufgaben (Elternanrufe, kurzfristige Besprechungen).Timeboxing für Korrekturen: Ich setze mir konkrete Zeitfenster (z. B. 45 Minuten) für das Korrigieren und schalte Ablenkungen aus. So arbeite ich effizienter und verschiebe Aufgaben nicht ewig.Rituale für Morgen/Abend: Ein kurzes "Morgen-Setup" (Schreibtisch aufräumen, Materialien für die erste Stunde bereitstellen) und ein "Abend-Reset" (Inbox durchsehen, To-dos für morgen notieren) strukturieren meinen Tag.Klassenmanagement: Ordnungsstrategien, die Schüler:innen einbeziehen
Ordnung funktioniert besser, wenn alle Beteiligten mitmachen. Ich binde die Lernenden in einfache Regeln und Routinen ein:
Klassen-Responsibility: Jede Woche haben zwei Schüler:innen die Aufgabe, Materialkisten zu kontrollieren und das Tafelmaterial vorzubereiten. Das stärkt Verantwortung und spart mir Zeit.Visuelle Hilfen: Checklisten an Materialstationen (z. B. "Sind alle Scheren zurück? Sind Marker verschlossen?") reduzieren Missverständnisse.Klare Konsequenzen, aber fair: Wenn Material zerstört oder verloren geht, haben wir im Klassenrat Regeln, wie es ersetzt oder repariert wird. Das fördert Achtsamkeit statt Fingerzeigen.Digitale Tools, die meinen Alltag erleichtern
Ich setze auf wenige, zuverlässige Tools und vermeide Tool-Vielfalt, die mehr Unordnung schafft als sie löst:
| Aufgabe | Tool | Warum ich es mag |
| Dateien speichern & teilen | OneDrive / Google Drive | Zugriff von überall, einfache Ordnerstruktur, Versionsverlauf |
| Scannen | Microsoft Lens | Schnell, gute OCR, direkte Weiterleitung in Cloud |
| Klassenkommunikation | Microsoft Teams / Google Classroom | Material teilen, Aufgaben zentral verteilen, Rückmeldungen sammeln |
| Planung & To-dos | Trello / Todoist | Visuelle Boards, Wiederkehrende Aufgaben, Puffer sichtbar machen |
Meine Checkliste für sofort umsetzbare Schritte
Wenn du direkt starten möchtest, beginne mit diesen fünf einfachen Schritten:
Räume heute 15 Minuten deine Arbeitsfläche auf (Inbox, Stifte, lose Papiere).Erstelle im Cloud-Speicher eine Ordnerstruktur für dieses Schuljahr.Beschrifte drei wichtige Materialkisten mit klaren Inhalten.Plane morgen 30 Minuten Puffer in deinen Stundenplan ein.Führe eine Wochenplanung am Montagmorgen ein.Mit kleinen, konsequenten Veränderungen wirst du merken: Ordnung ist kein Selbstzweck, sondern ein Mittel, um mehr Zeit für das Wesentliche — den Unterricht — zu gewinnen. Ich freue mich, wenn du mir von deinen eigenen Tricks schreibst oder Fragen stellst; Austausch macht unsere Arbeit reicher und nachhaltiger.